SO 10.11.24
11:00
Konzert
Duo Toth
Kontraste
Von der Ironie und Zerrissenheit bei Prokofiev, über die Lebensfreude und Leichtigkeit des Daseins bei Mendelssohn, zur bejahten Erfüllung des Schicksals bei Beethoven.
Beethovens Cellosonate no 3 ist ein Glanzstück der Celloliteratur, das Beethoven zeitgleich in seiner Schaffensphase mit der 5. und 6. Sinfonie („Pastorale“) geschaffen hat.
Beethoven findet eine vollendete Ausgewogenheit der beiden so unterschiedlichen Instrumente, zwischen dem damals aufkommenden modernen Klavier und dem dunklen Register des Violoncello.
Ein einziger grosser Spannungsbogen umfasst den ganzen 1.Satz. In den ersten Takten hören wir das berührende Thema, Inbegriff reiner Absichtslosigkeit, vom Cello solo vorgetragen. In der Folge nimmt er Bezug auf J.S.Bachs bekannte Arie „Es ist vollbracht“. Erst in den letzen Takten gibt er musikalisch die Antwort – wie sich das Schicksal in jedem von uns erfüllt, wo Trauer und Hoffnung in eins fallen und alles Weltliche in der Losgelassenheit zu Ende kommt.
Der 2. Satz, ein Scherzo in durchweg synkopisiertem Rhythmus, ein permanenter Schlagabtausch der Instrumente, wird abgelöst durch das lieblich cantilene Adagio am Anfang des 3. Satz, um uns dann in ein Rondo voll Lebensfreude und Zufriedenheit zu entlassen.
Prokofievs Sonate für Cello und Klavier, op119 spiegelt seine emotionale Zerrissenheit und Niedergeschlagenheit wieder, hat er doch kurz zuvor die eiserne Hand des Diktators zu spüren bekommen, von der er sich zeitlebens nicht mehr erholte. Seine Musik sei zu „programmatisch“, was gleichbedeutend mit zu westlich war.
In der Cellosonate umgeht er die strenge Zensur und die Forderung nach verklärend inszenierter, russischer Volksmusik, in dem er sie verfremdet zitiert und ironisch bricht, ohne doch ihre Schönheit zu negieren, womit es ihm gelingt, sie der patriotischen Vereinnahmung zu entreissen.
Mit musikalischem Pinsel malt er opulente Landschaften und Bewegungen, lässt Geschichten entstehen, humoresk, wild expressiv, bedrohlich… lyrische Schönheit kontrastiert mit hämmernden Akkorden.
Mendelssohn widmete seine Variations Concertantes, ein Virtuosenstück im Salonstil, seinem Bruder Paul, über dessen akribischen Fleiss als Banker sich Mendelssohn gerne amüsierte, was in den schnellen Läufen anzuklingen scheint.
Leichtigkeit des Daseins und virtuose Lebensfreude versprühend stellt sich mit diesem Werk auch für uns ein Gleichgewicht in diesem Konzertmartinee her. Das Leben ist doch grundsätzlich schön….
Anouk Minou Toth, Violoncello
Manoush Ruken Toth, Piano