DO 13.2.25
19:00
Lesung
Denise Buser
Zwölf Dichterinnen
Zwölf Dichterinnen sprechen zu uns
In ihrem neuen Buch «Dichten gegen das Vergessen – Lyrikerinnen aus zwei Jahrtausenden» erzählt die Basler Juristin und Autorin Denise Buser vom schwierigen Leben und der oftmals noch schwierigeren Arbeit grosser Dichterinnen: Vittoria Colonna, Gertrud Kolmar, Helene Bossert und neun weiteren Autorinnen sind die mit viel Einfühlsamkeit und zugleich mit literarischer Experimentierfreude geschriebenen Kapitel gewidmet.
«Die Dichterinnen sprachen durch ihre Gedichte zu mir», bemerkt Buser in ihrem Vorwort – und das glaubt man ihr sofort. Wenn man die bald in der Ich-Form, bald mit witzigen Zeitsprüngen aus wechselnden Perspektiven geschriebenen Texte liest.
Ihr neues Buch hat Denise Buser einem Thema gewidmet, das einerseits vollkommen zeitlos ist: die auch Jahrhunderte überdauernde Kraft des lyrischen Gedichts. Zugleich aber passt es auch in die aktuelle Genderdebatte: Mit welchen Schwierigkeiten hatten gerade Dichterinnen in verschiedenen Kulturen und Zeiten zu kämpfen? Dabei hat Buser nicht etwa zwölf Kurzbiographien oder zwölf literaturgeschichtliche Essays verfasst, sondern sich auf jede dieser zwölf Frauen auf ganz eigene Weise eingelassen. Im Vorwort schreibt sie: «Das Eintauchen in das Werk … eröffnete mir faszinierende Zwischenräume, in denen die Dichterinnen wieder lebendig wurden.»
Das Resultat ist ein faszinierendes und immer wieder überraschendes Buch: Das Kapitel «Verhängnisvolle Reise» etwa über die wegen einer Russlandreise (1953) lange Zeit verfemte Schweizer Lyrikerin Helene Bossert aus Sissach ist ganz in der Ich-Form erzählt, wobei die Autorin sich hier auf reiches Archivmaterial stützen konnte: «Das ist meine Geschichte. Die Geschichte eines glücklichen Lebens. In der Halbzeit aber wurde mein Glück lebendig begraben.»
Im Kapitel über die argentinische Lyrikerin Alejandra Pizarnik («Bordell für Künstlerinnen») dagegen diskutieren zwei Literaturprofessorinnen mit einem Psychiater und einer Doktorandin in Buenos Aires über das Leben und die Gedichte der schwer depressiven, 1972 verstorbenen Poetin.
Der Text über Vittoria Colonna, die berühmteste Dichterin der Renaissance, besteht aus Erinnerungen eines fiktiven Sekretärs an ein Gespräch mit Michelangelo und der gefeierten Vittoria. Eingeblendet sind kurze Mails der Autorin an einen Freund, in denen die wichtigsten Lebensstationen der Lyrikerin erwähnt werden.
Eine schöne Auswahl von Gedichten der besprochenen Autorinnen und ein sehr persönlicher Brief an die «Verehrte Sappho», gewissermassen die geistige Mutter aller dieser mit schwierigen Lebensumständen, Ausgrenzung oder männlicher Nichtachtung kämpfenden Frauen, runden den Band ab.
Am Donnerstag, 13. Februar um 19 Uhr findet ein Leseabend und Gespräch mit Denise Buser im Kulturhaus Cheesmeyer statt. Mit ein paar Kostproben der Gedichte der Lyrikerinnen.